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Texte zur Inspiration


Menschen, die tief füreinander da sind

Ich erlebe gerade zum ersten Mal in meinem Leben, wie ein Mann und ich tief füreinander da sein können.

Zwar habe ich schon lange dazu Tiefes mit Paaren besprochen, die ich früher begleitet habe, wobei natürlich auch 2 Frauen und 2 Männer jeweils zusammen waren. Aber ich selbst kannte keinen Partner mehr bei mir. Denn nachdem ich mich vor mehr als 20 Jahren von meinem früheren Mann getrennt habe, hatte ich nicht mehr das Bedürfnis, noch einmal mit einem Mann zusammen zu sein.

Ich und mein Cousin
Ich kannte meinen Cousin schon, als wir beide erst 1 oder 2 Jahre alt waren. Wir trafen uns früher oft am Wochenende mit unseren Eltern und den Geschwistern beim Spazieren. Es gab zwischen uns keinerlei Streit, im Gegenteil mochten wir einander sehr, doch jeder durfte dennoch ganz bei sich sein.
Und ich nahm schon damals die besonderen Augen wahr.
Als wir dann in der Schule waren, trafen wir uns einander nur noch gelegentlich.

Mit fast 70 Jahren besuchte ich wieder einmal meinen Cousin. Wir trafen uns bei ihm und spürten einander liebevoll und seitdem sind wir besonders für einander da.

Tief miteinander da sein
Mein Cousin und ich erleben eine besondere Tiefe miteinander, die wieder er noch ich früher mit einem Partner/einer Partnerin in dieser besonderen Art kannten.

Sich an jedem Tag zu rühren, gab es früher nie, weder für ihn noch für mich. Doch nun können wir stets gegenseitig versinken.

Wir schauen uns immer wieder tief in die Augen und können das liebevolle Göttliche wahrnehmen. Und gleichzeitig rührt uns sehr das Herz.

Aber auch ohne die Augen können wir uns innerlich spüren.

Früher kannte ich es nicht, einander zu küssen. Doch ein Kuss kann gegenseitig besonders sein, so dass auch hier bei uns beiden eine Tiefe da ist.

Ich habe ihn von Anfang an in der Tiefe gesehen – und er mich auch.

Sprechen und Schweigen
Wir können und dürfen uns in allem wahrhaftig einander zeigen. Wir spüren uns sogar in vielem sehr ähnlich, aber natürlich darf auch eine Unterschiedlichkeit sein.

Doch bei der Unterschiedlichkeit geht es nie darum, zu kritisieren oder zu bewerten. Nichts wird beurteilt, sondern alles darf liebevoll und verstehbar sein, denn Verschiedenheit ist menschlich.

Es ist völlig in Ordnung, dass wir manchmal unterschiedlich sind oder waren. Wir können das Frühere gegenseitig liebevoll wahrnehmen und verstehen. Alles darf sein, was jeweils geschah und
wie man bisher versuchte zu leben.

Ein Gegenüber auf der Erde kann natürlich anders sein, doch dennoch gibt es die wahre Tiefe, die für mich gleichzeitig vollkommen spürbar ist.

Oft sind wir bei einander immer mal ganz still, so dass wir nicht ständig sprechen, sondern auch schweigen. Wir finden es gegenseitig kostbar, nicht immer nur zu reden, sondern innerlich die Worte abzuschalten. Gerade in der Stille kann man einander tief seelisch wahrnehmen.

Man darf ganz bei sich selbst sein
Wir sind gerne zusammen, aber gleichzeitig spürten wir von Anfang an, dass es auch schön und wichtig ist, zwischendurch alleine zu sein. Jeder ist tief bei sich selbst.

Denn es ist kostbar, immer wieder ganz bei sich zu sein und im eigenen wahren Selbst zu ruhen. Es geht nicht darum, sich über das Gegenüber zu definieren und abhängig zu sein, sondern sich selbst in der Tiefe wahrzunehmen und zu spüren.

Daher kann es manchmal sinnvoll sein, ein jeweils eigenes Zuhause zu haben. Man trifft einander gerne und dennoch bleibt man auch immer wieder ganz bei sich.

Wenn man alleine ist, hat man die Freiheit, etliche Dinge für sich selbst zu tun. Und man kann auch mit anderen Menschen gerne liebevoll zusammen sein.

Und tief in der Krankheit für einander da sein
Auch in der Krankheit sind mein Cousin und ich für einander da und wir können das Schlimme liebevoll in allem wahrnehmen und anerkennen.

Zuerst sagte ich, als ich zum ersten Mal wieder mal bei ihm war, dass ich Wortfindungsstörungen habe und er half mir, bei ihm ganz tief da zu sein. Das hat mir sehr gut getan. Leider habe ich ja inzwischen offiziell Demenz.

Nachdem ich ein Jahr lang meinen Cousin sehr gerne immer wieder besucht habe, ist er danach leider auch heftig krank geworden. Er meinte, er wäre gestorben, wenn er nicht seitdem hier bei mir in Nürnberg leben konnte und ich auch kostbar für ihn da war. Und inzwischen geht es ihm immer besser, so dass er auch wieder zu seinem eigentlichen Haus gehen kann.

Wir möchten füreinander da sein, wie immer eine Krankheit sich weiter entwickeln wird.

Gleichzeitig spüren wir jedoch immer wieder gegenseitig die Seele und das All-Eine und da gibt es keine Krankheit.

Einerseits werden wir natürlich immer älter, aber oft spüren wir uns gar nicht im Altsein, sondern nur in der Tiefe und im wahren Selbst.

Mit einander körperlich
Früher kannte ich Männer, die meistens Sex schön und sinnvoll fanden und ich war ihnen nie böse. Aber ich selbst spürte von Anfang körperlich Tieferes. Durch den Sex war die wahre tiefe Liebe meist nicht wirklich gegenseitig da.

Mein Cousin dagegen sagte von Anfang an, dass es ihm nicht um Sex ginge, sondern um körperliche Nähe. Ich selbst spürte ja lange nicht mehr meinen Körper richtig. Und nun erleben wir körperlich miteinander ganz Kostbares und Besonderes. Über die Berührung ist die wahre
Nähe wunderbar wahrzunehmen.

Im Körper nehmen wir die Tiefe war, so dass das Göttliche liebevoll spürbar ist.

Und wir streicheln einander oft ohne zu sprechen.

Die Liebe
Wenn die Liebe da ist, ist sie jenseits der Worte und des Kopfes.

Liebe bedeutet, dass jeder tief bei und in sich ist.

Man spürt gegenseitig die Liebe, was sehr bewegt.

Ich spüre morgens automatisch bei meinem Cousin die Liebe im Herzen, es rührt mich immer wieder tief.

Und die Liebe bleibt, auch wenn beim Tod das Leben zu Ende ist.

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Eva Neuner, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Webseite: www.eva-neuner.de