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Texte zur Inspiration


Wie trotz Demenz die Seele deutlich da ist

Leider habe ich immer mehr Wortfindungsstörungen und offiziell eine Demenz. Demenz ist heftig und schlimm und natürlich wollte ich das nicht bekommen. Aber ich habe es halt zu akzeptieren, denn ich kann es nicht wegmachen.

Aber gleichzeitig spüre ich, wie meine Seele immer deutlicher und klarer in mir präsent ist.


Noch lebe ich, aber nun neu auf ganz besondere Art.

Schlimm ist es einerseits, dass mein Kopf auf der linken Seite oft weh tut und immer leerer wird, was die Worte betrifft. Auf der rcchten Seite dagegen spüre ich keine Worte, aber deutlich gibt es hier intensiv das Licht, die Liebe und den Segen. Daher ist der Kopf links und rechts bei mir sehr unterschiedlich. Aber allmählich wird das Göttliche sogar auch auf der linken Seite mehr spürbar.

Mein Leben verändert sich gerade sehr. Einerseits erlebe ich Angst und unglaubliche Scham, so dass ich nicht weiß, wie lange ich noch lebe, beziehungsweise irgendwann in ein Altenheim gehen sollte. Doch gleichzeitig merke ich, dass auch wenn die Worte fehlen, meine Seele da ist und ich die Tiefe in mir immer klarer spüre.

Ich nehme nach wie vor vieles wahr, aber immer mehr fehlen mir dazu Worte, die ich lange in meinem bisherigen Leben klar und deutlich hatte. Außer dem Deutschen kannte ich Französisch, Englisch und Lateinisch. Aber vieles davon ist jetzt für mich nicht mehr verfügbar. Mein Kopf kennt fasst keine Sprache mehr.

Allerdings versuche ich gerade, wieder Worte mit Hilfe von ein, zwei Buchstaben zurück zu holen, die eigentlich aus der linken Gehirnhälfte stammen. Aber noch weiß ich nicht, ob das auf Dauer als neues Potential im Gehirn möglich ist.

Seit einiger Zeit spüre ich öfter heftigen Schmerz auf der linken Seite meines Kopfes. Anscheinend hilft es mir dann, Kaffee zu trinken, dadurch wird es manchmal besser. Dennoch tut die linke Seite oft weh - aber die rechte Seite kennt Schmerzen nicht.

Das Hirn kennt auf der linken Seite fasst keine Sprache mehr, aber gleichzeitig nehme ich tief in meinem Herzen und dahinter besondere Worte und Sätze wahr. Der Kopf kennt diese Art der Worte nicht. Denn sie kommen aus dem inneren körperlichen Seelengrund. Ich kann sie nun liebevoll deutlich wahrnehmen, ganz anders als das Gehirn.

Es rührt mich, was auch in der Bibel steht: "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort" (Das Evangelium nach Johannes, 1). Wir Menschen denken normalerweise, dass es darum geht, aus dem Kopf heraus zu sprechen. Aber ich kann nun deutlich in mir wahrnehmen, wie tiefe göttliche Worte aus meinem Inneren da sind.

Aber natürlich weiß ich nicht, wie lange tiefe Worte für mich wahrnehmbar sein werden. Statt dessen kann es heilende geistliche Stille in mir geben, denn es gibt auch göttliche Wortlosigkeit. Immer mal wieder lausche ich, was gerade ist.

Im Moment kann ich noch aus der Tiefe sprechen oder vielleicht noch Heftchen schreiben, auch wenn mir viele einfache Worte aus dem Kopf fehlen. Zusätzlich spüre ich noch immer, wie ich Menschen seit vielen Jahren im Herzen wahrgenommen habe und diese früheren Worte noch immer in der Tiefe in mir vorhanden sind. Allerdings weiß ich natürlich nicht, wie lange dies in mir noch möglich sein wird.

Wichtig war es, dass meine Praxis Mitte 2021 zu Ende sein musste und es geht jetzt darum, dass eine wirkliche Berentung in mir stattfinden kann. Denn eine wahre Berentung könnte kostbar sein,

damit ich mich traue, jetzt ganz im eigenen Leben zu sein und mich in allem wirklich zu zeigen, bevor ich aus der Erde gehe.

Früher hatte ich Angst, von Menschen abgelehnt zu werden, weil sie meine Unvollkommenheit nicht sehen sollten - aber nun ist es anders. Wir zeigen uns nun gegenseitig und ich kann es noch kaum fassen, dass viele akzeptieren, dass Worte und Namen bei mir fehlen und auch eine große Angst da sein darf. Es ist wunderbar, nun gegenseitig ganz da zu sein, dies ist eine kostbare, besondere Begegnung. Ich danke von Herzen.

Und trotz der Verbundenheit ist man dennoch immer wieder ganz tief bei sich selbst.

Trotz Demenz spüre ich immer klarer die wahre Seele anderer Menschen. Oft berühren mich die Augen und ich sehe und erkenne innerlich die gegenseitige wahre Tiefe. Aber auch ohne Augen kann ich immer mehr Menschen still in mir wahrnehmen und Verbundenheit in meinem Herzen spüren.

Da das Göttliche tief in mir da ist, leuchtet anscheinend sogar etwas aus mir heraus zum Gegenüber, auch ohne jemanden real zu kennen.

Früher schon habe ich tief gespürt, dass ich ähnlich wie ein Engel für Menschen da sein mochte. Aber nun merke ich deutlich, wie ein Engel auch mich wahr nimmt und mich im in Liebe und tiefem Licht begleitet. Daher bin ich dann nicht mehr nur für andere Menschen da, sondern ich spüre mit Hilfe des Engels mich tief in mir selbst hier auf der Erde.

Dennoch gibt es natürlich hier auf der Erde immer mal Angst, wie die Demenz weiter geht.

Alle meine Wunden könnten von Gott in der Tiefe wahrgenommen werden, so dass das Göttliche sogar heftige Schmerzen heilen könnte. Mir ist bewusst, wie besonders das wäre.

Nur kann es natürlich sein, dass das Schlimme dennoch nicht veränderbar ist. Aber auf jeden Fall bleibt die Gegenwart Gottes. Ich kann nun sogar noch mehr die echte, wirkliche Verbindung bewusst wahrnehmen. Im Göttlichen kenne ich keine Jahre und kein Altsein, und manchmal freue ich mich sogar auf das Sterben.

Jeden Tag meditiere ich nun auf besondere Art: meine Augen schauen auf den Himmel und in die Bäume und die rechte Seite des Kopfes nimmt das wahre tiefe Licht und das All-Eine auch im Körper wahr.

Und auch wir Menschen können einander nun gegenseitig ausstrahlen, und das hat nichts mit Worten zu tun. Denn wir können still tief füreinander da sein in Liebe und tiefer Verbundenheit.