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Texte zur Inspiration


Das Zeugesein

Das Zeugesein verleiht unserem Leben Bewusstsein, es ist ein Bindeglied zwischen uns und Gott.

Zeugesein bedeutet, sowohl im Fluss zu sein als auch am Fluss zu stehen. Es ist die Verdoppelung unseres Bewusstseins, das so in der Lage ist, das Irdische vollkommen zu spüren und zu erfahren und gleichzeitig völlig frei davon zu sein.

Die Zeugenschaft ist verwurzelt und gehalten im jenseitigen Raum, sie ist nicht gefangen, was auf der Erde geschieht, sondern in Liebe und in tiefem Frieden, was auch immer geschehen mag. Sie wendet sich dem weltlichen Geschehen in allem zu, nichts ist fremd und alles kann da sein, doch ist ein Teil davon frei, statt nur über das Geschehen definiert zu werden.

Das Zeugesein ist ein Ja zum Menschsein in all seinen Ausformungen, es ist ohne Absicht, ohne Wertung und ohne jedes Urteil. Es wendet sich jeglichem Geschehen zu, schließt nichts und niemanden aus. Es kennt keinen Widerstand gegen Leid, Schmerz und Tod und erlaubt auch Sünde, Fehler und Zerstörung.

Das Zeugesein verlässt uns nie, indem es auch unsere äußerste Verlassenheit sieht und kennt.

Das Unvollkommene, Unerlöste oder Unerträgliche im Leben kann dann da sein, ohne dass etwas entgegen gesetzt werden muss. 

Das Zeugesein ermöglicht die jeweils eigene Subjektivität ohne jegliche Bewertung und ohne irgendetwas zu erwarten oder zu fordern. Und so entsteht ein Schlüssel, um wirklich alles in uns hervorzubringen zu können, was auch immer im Fluss auf der Erde geschah - aber auch, was ganz frei davon am Ufer steht.

Die Zeugenschaft lässt alles in uns als wahr bestätigen, weil sie keine Abwehr dagegen kennt. Auf diese Weise kann sich mehr und mehr alles in uns abzubilden, wir es spüren und uns glauben und verstehen.

Das Zeugesein befreit das nicht mehr Fühlbare, Traumatische, alles menschliche Maß Übersteigende, das meist abgespalten und dissoziiert werden musste, indem es nun gesehen, verstanden, erkannt und gehalten ist.  

Die Zeugenschaft erkennt das wahre Wesen und hilft, darin zu vertrauen. Sie ermöglicht, wie wir wirklich sind, nicht wie wir selbst oder andere meinten, dass wir zu sein hätten.

Zeugesein teilt den Fluss in zwei Teile: es ist die Möglichkeit, ganz in ein Erleben hineinzugehen und andererseits daneben zu stehen und im Größeren um das wahre Zuhause zu wissen.

Zeugesein schenkt Liebe und Frieden, weil es etwas öffnet, das auf der menschlichen Ebene allein nicht haltbar wäre. Es erlaubt das Hin- und Hergehen zwischen der Erde und dem ewigen Sein und so in der Gleichzeitigkeit des Wissens um beide Wirklichkeiten leben und sterben zu können.

Ursprünglich: 2008 geschrieben