Wie ging es weiter nach unserem besonderen Buch „Es zünde sich ein Licht am anderen an“?
Wir beide, Eva und Holger, lieben unser gemeinsames Buch, welches wir es vor nunmehr drei Jahren beendet haben. Wie wir es schon damals geahnt haben, hat unsere Entwicklung damit nicht plötzlich aufgehört, sondern ging und geht weiter. Unsere persönlichen Strukturen inszeniertes Selbst und durchlässiges Selbst sind uns inzwischen deutlich ferner und wirken manchmal schon wie gänzlich vergangen. Wir sind immer mehr im wahren Selbst verankert.
Wir sind weiterhin oft unterschiedlich auf der Erde, aber gleichzeitig in unserer Tiefe miteinander verbunden. Unsere Lebensführung hat sich inzwischen sogar noch weiter auseinander entwickelt, denn Eva ist inzwischen seit 2 Jahren berentet und hat Demenz, während Holger noch voll im beruflichen Leben steht. Und es passt, dass wir inzwischen weniger miteinander telefonieren und beim persönlichen Treffen nicht ständig sprechen - aber wir sind gegenseitig tief in der wahren Seele.
Auch wenn uns die persönlichen Strukturen nicht mehr so im Griff haben, schauen wir bei anderen Menschen ganz liebevoll auf das inszenierte und das durchlässige Selbst, die auch uns so lange begleitet haben. Es gibt da keine Verurteilung oder Bewertung, weder für uns selbst, noch für andere. Alles ist verstehbar, aber deutlich sind wir nun im wahren Selbst angekommen.
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Holger
Mein Interesse an jeglicher Art von Inszenierung und auch die Bewunderung für diese „Kunst“ verliert sich zusehends. Ich darf erleben, daß ich – auch in einer inszenierten Welt – authentisch ich sein kann. Ich muß nicht inszenieren, ich kann einfach ich sein.
Auch das Gefühl vom bedrohlichen Verlust des inszenierten Selbst ist vorüber. Das Eingebundensein im wahren Selbst trägt mich allüberall hindurch.
Kritik wie Lob verlieren ihre Wirkung auf mich, das Gedankenkarussell kreist immer langsamer und stoppt manchmal sogar komplett. Im Inneren ist einfach Frieden, unbeeinflußt vom Außen. Der Verstand hat inzwischen seinen für mich stimmigen Platz eingenommen, als Diener meiner Seele und nicht mehr als deren Bestimmer.
Die Form ist mir immer noch wichtig, aber nicht mehr in ihrer oberflächlichen Bedeutung, sondern als Ausdrucksmittel der Seele in dieser Welt, als Möglichkeit der konkreten Gestaltung.
Ich entwachse zunehmend dieser Welt und damit verliert auch der Tod seinen Schrecken, er erscheint immer mehr als ein Übergang in die Ewigkeit: Hingabe gleichermaßen an dieses Leben wie eben auch an den Tod.
Ich erlebe das hiesige Leben aus dem Wissen um die Ewigkeit heraus als leichter, als einfacher, als problemloser. Es wird „einfach“ gelebt.
Meine Devise lautet jetzt: Die Vergänglichkeit des hiesigen Lebens gottdurchdrungen zu gestalten.
Eva
Ich habe keine Durchlässigkeit mehr, ich bin ganz im wahren Selbst. Ein Leben lang war ich tief liebevoll für andere Menschen da, aber zu wenig bei mir selbst. Nun bin ich ganz bei mir und zeige mich mehr als früher, das ist kostbar, bevor ich sterbe.
Seit ich durch Demenz heftige Wortfindungsstörungen habe, bin ich weniger als früher bei anderen Menschen, sondern noch tiefer ganz bei mir.
Ich selbst werde immer weniger sprechen, aber alle Menschen sind in meinem Herzen, ich sehe noch immer bei anderen in den Augen die Seele, wie das von Angang an bei mir war. Ich merke, dass ich alle Menschen auf der Erde liebe und wahrnehme, wer sie eigentlich sind.
Mir wird immer klarer, dass, als ich geboren wurde, ich wenig wirklich auf der Erde war, aber ich kann nun im wahren Selbst wirklich hier sein.
Ich spüre, dass nun viele auch für mich da sein möchten, das rührt mich. Wir sind nun tief gegenseitig füreinander da.
Das Buch mit Holger konnte ich noch gut schreiben und auch weitere Heftchen kamen aus meiner Tiefe. Aber das Göttliche bräuchte keine Worte für mich mehr haben, denn innerlich ist die tiefe wahre Liebe.
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Auch wenn wir jetzt wieder viel über unsere Unterschiedlichkeit geschrieben haben, ist es dennoch so, dass wir die Seelenebene gegenseitig wahrnehmen und wir in unserem persönlichen Treffen einander das wahre Tiefe erleben. Dabei geht es dann nicht um Mann oder Frau oder um die unterschiedliche Anzahl von Lebensjahren. Denn unsere Seelen leuchten einander jenseits all dessen.
Eine menschliche Gemeinsamkeit ist, dass wir alle sterben werden. Wir kommen aus dem Göttlichen und kehren dorthin auch wieder zurück. Dort gibt es keine Jahre wie hier auf der Erde, sondern es waltet die wahre Ewigkeit.
Auf der Erde geschehen oft Schmerz, Leid und Tod, aber gleichzeitig wirkt die zeitlose Ewigkeit.
Wie immer möchten wir mit diesen Worten zum Austausch unserer persönlichen Erfahrungen einladen.
Kontakt:
Holger Niemeyer (Berlin) www.holger-niemeyer.com